Hufrehe ist eine Alarm-Situation – besonders bei Pferden mit Insulinresistenz (IR) oder EMS. Die gute Nachricht: Du kannst mit einer cleveren Ration viel beruhigen. Weniger Zucker/Stärke, dafür hoch fermentierbare Fasern („Superfasern“) liefern sichere Energie aus dem Dickdarm. Hier findest du einen klaren Plan.
kurz:
Inhaltsverzeichnis
Was bei Hufrehe passiert – kurz & verständlich
Hufrehe ist eine schmerzhafte Entzündung/Schädigung der Huflederhaut. Besonders häufig ist die endokrinopathische Hufrehe: Hormone (vor allem Insulin) spielen die Hauptrolle. Hohe Zucker-/Stärke-Spitzen aus dem Futter → Insulinspitzen → erhöhtes Rehe-Risiko. Deshalb lenken wir die Energiezufuhr weg von Zucker/Stärke und hin zu Faser & Fett.
Hinweis: Dieser Ratgeber ersetzt keine Diagnose. Bei akuter Lahmheit, Pulsation oder starken Schmerzen: sofort Tierärzt:in und Hufbearbeitungsteam kontaktieren.
Fütterungs-Prinzipien bei Hufrehe
- Heu als Basis: Möglichst niedriger NSC (Zucker + Stärke). Wenn der Heuwert unbekannt ist, kann 30–60 Min. einweichen WSC verringern. Danach Mineralfutter passend ergänzen (Mineralverluste!).
- Stärke/Zucker minimieren: Getreide, melassierte Produkte, zuckerreiche Leckerli vermeiden.
- Energie aus Faser & Fett: Verdauung im Dickdarm produziert kurzkettige Fettsäuren (SCFA) – „ruhige“ Energie ohne Insulinspitzen.
- Langsam umstellen: Neue Komponenten über 7–10 Tage einschleichen. Darmmikrobiom dankt’s.
- Menge steuern: Als Start-Leitplanke 1,3–1,5 % Körpergewicht (KG) Trockenmasse pro Tag; danach individuell feinjustieren (Gewicht, BCS, Kot, Verhalten).
Achtung: Einweichen senkt Zucker – aber auch Mineralien. Mineralstoffversorgung aktiv planen (Salz, Spurenelemente, Vitamine).
Hoch fermentierbare Fasern – was ist das?
„Superfasern“ sind Faserquellen, die der Dickdarm besonders gut zu SCFA fermentiert. Beispiele:
- Unmelassierte Rübenschnitzel (Beet Pulp)
- Sojahülsen (Soy Hulls)
- Hanfschalen
Vorteile bei IR/EMS/PSSM-Typen:
- Geringer NSC-Input, dadurch weniger Insulinspitzen
- Gut verträglich, magenfreundlich, oft als Mash anwendbar
- Flexibel kombinierbar mit Heu + Öl + Mineralfutter
Tipp: Achte auf unmelassierte Produkte und immer gute Wasseraufnahme (Mash-Konsistenz).
In 3 Schritten starten
Schritt 1: Heu & Basis checken
- Heuqualität/NSC klären; ggf. 30–60 Min. einweichen.
- Salz (NaCl) täglich sichern; Mineralfutter passend zur Heugüte wählen.
- Krippenfutter: getreidefrei, melassefrei.
Schritt 2: Superfaser einschleichen
- Eine Quelle wählen (z. B. Rübenschnitzel) und 7–10 Tage langsam steigern.
- Mit warmem Wasser quellen (nach Herstellerhinweisen); Tränke prüfen.
- Optional später kombinieren (z. B. + Hanfschalen), wenn Kot/Verhalten stabil.
Schritt 3: Beobachten & feinjustieren
- Wöchentlich BCS, Hufempfindlichkeit, Kot, Ruhepuls notieren.
- Bei Übergewicht: Ration fein drosseln, langsame Bewegung nur nach tierärztlichem Go.
- Bleib 4–6 Wochen konsistent – kleine Stellschrauben wirken oft besser als große Sprünge.
Checkliste: Fütterung bei Hufrehe
- Heu mit niedrigem NSC (ggf. einweichen)
- Getreide/melassiert vermeiden
- Unmelassierte Rübenschnitzel / Sojahülsen / Hanfschalen vorrätig
- Wasseraufnahme sicher (Mash-Konsistenz, Tränke ok)
- Salz + Mineralfutter abgestimmt
- Mengen gewogen (TM beachten)
- 7–10 Tage Anfütterung je Neuerung
- Beobachtungsbogen führen (siehe unten)
- Tierärzt:in/Hufbearbeitung im Boot
Dosiertabelle (Richtwerte*)
Mengen pro 100 kg Körpergewicht; langsam anfüttern, Kombinationen berücksichtigen
Produkt | Start (ml/g) | Erhalt (ml/g) | Max (ml/g) | Hinweise |
---|---|---|---|---|
Rübenschnitzel (unmelass.) | 50–80 g | 80–120 g | bis 150 g | Immer gut wässern; Mash-Konsistenz |
Sojahülsen | 40–60 g | 60–100 g | bis 120 g | Als Mash-Träger geeignet |
Hanfschalen | 30–50 g | 50–80 g | bis 100 g | Langsam steigern; Wasseraufnahme beachten |
Hanfschrot | 40–60 g | 60–100 g | bis 120 g | Eiweiß/Fettsäuren mitdenken |
* Richtwerte, individuell prüfen; Tierärzt:in einbeziehen. Keine Heilversprechen. Medikamente/Diagnosen beachten.
FAQ
Kann ich Heu immer einweichen?
Es ist ein Werkzeug, kein Muss. Einweichen (30–60 Min.) kann Zucker senken, spült aber auch Mineralien aus. Danach die Mineralstoffgabe anpassen.
Darf mein Pferd noch auf die Weide?
Nur kontrolliert und nach tierärztlichem Go: kurze, planbare Zeitfenster; Fruktanrisiko (Jahreszeit/Uhrzeit) beachten. Bei aktivem Reherisiko oft zunächst besser: Weidepause.
Warum sind Superfasern „sicherer“ als Getreide?
Sie liefern Energie über SCFA aus dem Dickdarm, meist ohne starke Insulinspitzen – ideal bei IR/EMS.
Wie schnell sehe ich Effekte?
Individuell. Viele sehen nach 2–6 Wochen ruhigere Verdauung, bessere Kotkonsistenz und mehr „Innenruhe“. Bei Schmerz/Lahmheit zählt die Akutversorgung zuerst.
Braucht es zusätzlich Öl?
Kleine Mengen Hanföl können Energie beisteuern, ohne Zucker/Stärke zu erhöhen. Langsam anfüttern; Gesamtenergie im Blick behalten.
Wie erkenne ich zu viel Faser/Mash?
Achte auf Kotkonsistenz, Wasseraufnahme, Fresslust. Bei Blähungen/Kotwasser: Menge leicht reduzieren, langsamer steigern, ggf. nur eine Superfaser verwenden.
Du willst Superfasern & Hanfprodukte ausprobieren? Produkte findest du bei Hanfland
Produkte findest du bei HanflandAutor:in & Aktualisierung
Text: Gerda Steinfellner • Aktualisiert am: 2025-10-11
Quellen & Weiterlesen
- Dr. Mark Barnett (PhD) – MTB Equine Services Zusammenhang zwischen Hufrehe und hoch fermentierbaren Fasern in der Pferdefütterung