Bewegung & Regeneration, Gesunde Basis: Fütterung & Stoffwechsel, Pferdewissen

Fasern füttern – so legst du die beste Basis für dein Pferd

Ruhige Energie, gesunder Darm & weniger Futter-Chaos.

Autorin: Gerda Steinfellner · Aktualisiert am: 10.10.2025

Das Wichtigste in 3 Punkten

  • Rohfaser zuerst: Heu/Struktur liefern die Hauptenergie über Fermentation – ohne Zuckerpeaks.
  • Alltagstaugliche Quellen: Heu/Weide, Heucobs/Strukturmix, melassefreie Rübenschnitzel, Hanfschalen.
  • So startest du: Bestandscheck → Struktur hochfahren → Öl/Saaten passend ergänzen; langsam steigern, 4 Wochen beobachten.


Inhalt

Hanfschalen füttern

Wie der Pferdedarm Energie aus Faser macht

Im Blind- und Dickdarm leben Milliarden Mikroben. Sie fermentieren Rohfaser (z. B. aus Heu) zu flüchtigen Fettsäuren (VFA) – das ist beim Pferd die wichtigste Energiequelle und wirkt „kühl“, also ohne starke Blutzucker-Spitzen.
Gut zu wissen: Der Verdauungstrakt mag Konstanz – gleichmäßige Fresszeiten, keine langen Pausen, Wasser ad libitum.

Hinweis: Dieser Ratgeber ersetzt keine tierärztliche Beratung. Bei Diagnosen/Medikation bitte immer mit deiner Tierärzt:in abstimmen.


Gute Faserquellen im Alltag

Heu/Weide

  • Staubarm, sauber, bedarfsgerecht.
  • Praxiswert als Orientierung: 1,5–2,0 kg Heu/100 kg KGW/Tag (individuell anpassen).

Heucobs/Strukturmix

  • Bei Heu-Engpässen, Senioren/Zähnen oder zum Aufwerten.
  • Immer einweichen (ca. 1:3–1:4 mit Wasser).

Rübenschnitzel – melassefrei

  • Quellfutter, liefert Faser ohne Zuckerlast.
  • Immer quellen lassen; Einweichzeiten beachten.

Hanfschalen – siehe eigener Abschnitt unten.

Pluspunkte guter Strukturfütterung
Mehr Kauen → mehr Speichel (puffert Magensäure), Beschäftigung, ruhigeres Fressverhalten, besserer Zahnabrieb.


Hanfschalen: Eigenschaften, Einsatz & Praxis

Was sind Hanfschalen?
Das sind die faserreichen Schalenanteile des Hanfsamens. Sie bringen > 30 % Rohfaser mit und enthalten praktisch keinen Zucker/Stärke – damit sind sie eine sehr strukturreiche, „kühle“ Energiequelle und eine getreidearme Alternative in der Ration. Sie unterstützen die Darmmikrobiota und fördern eine konstante, ruhige Energieversorgung.

Warum sind sie spannend?

  • Faserpower statt Zucker: hilft, die Faserbasis zu stärken, ohne NSC hochzutreiben.
  • Darmfreundlich: ballaststoffreich → Futterpassage & Mikrobiota profitieren.
  • Wohlbefinden: kann Verdauungs-„Unruhe“ dämpfen, da Energie überwiegend über VFAs kommt.

So setzt du Hanfschalen ein (Praxis):

  • Start klein, dann steigern: Sie sind sehr rohfaserreich – gib dem Darm 7–14 Tage für die Gewöhnung.
  • Kombiniere klug: mit Heu/Heucobs oder melassefreien Rübenschnitzeln; auf ausreichend Wasser achten (bes. bei Quellfuttern).
  • Sensorik/Annahme: Die meisten Pferde akzeptieren Hanfschalen gut; bei mäkeligen Typen anfangs mit wenig Schrot oder Heucobs mischen.
  • Zielgruppen: ideal für Pferde, die Struktur brauchen (z. B. leichtfuttrige, stoffwechselempfindliche, Senioren mit reduziertem Kraftfutter).
  • Was sie nicht sind: kein „Süßmacher“ – eben keine Zucker-/Stärketräger. Genau das ist ihr Vorteil.

Tipp: Wenn du Kraftfutter reduzierst, können Hanfschalen helfen, Struktur & Sättigung zu erhöhen – ohne „heiß“ zu machen.


Wenn Getreide überwiegt

Viel NSC (Zucker/Stärke) kann den pH im Hinterdarm senken (Azidose-Risiko), Faser-Mikroben stören und Probleme begünstigen (IR/Rehe-Kontext bei disponierten Pferden). Faser zuerst, Stärke/Zucker bedarfsgerecht – das ist der rote Faden.

Achtung: EMS, Hufrehe, Magengeschwüre & Senior:innen brauchen oft angepasste Rationen. Bitte individuell planen und fachlich begleiten lassen.


In 3 Schritten zu mehr Faser

1) Bestandsaufnahme

  • Etiketten-Check: Melasse? Aromen? Füllstoffe? hoher NSC?
  • Alternativen notieren (melassefrei, klare Deklaration).

2) Struktur hochfahren

  • Heuqualität & Fresszeiten optimieren.
  • Heucobs, melassefreie Rübenschnitzel und Hanfschalen ergänzen; Wasser mitdenken.

3) Öl & Saaten passend ergänzen

  • Kaltgepresstes Öl in kleinen Schritten;
  • Hanf-Schrot/Samen als Faser+Eiweiß-Topping – immer zusammen mit Rohfaser geben.

Tipp: Kleine Änderungen konsequent 2–4 Wochen testen, dann nachjustieren – nicht täglich alles umwerfen.


Dosiertabelle (Richtwerte*)

Was passt wofür? Kurzvergleich für deinen Stallalltag.

Kurzfassung

  • Hanfschalen = Struktur-Booster: sehr rohfaserreich, praktisch kein Zucker/Stärke → „kühle“ Energie & Sättigung.
  • Hanfschrot = Faser + Eiweiß: liefert zusätzlich Aminosäuren für Muskulatur/Erhalt – in kleinen, eingeschlichenen Mengen.

Vergleich auf einen Blick

MerkmalHanfschalenHanfschrot
HauptzweckStruktur erhöhen, Darmmikrobiota fütternEiweiß + Faser ergänzen
Energie-Charakterkühl“ (VFAs aus Faser), keine Zuckerpeaksmoderat, mit Faserpuffer
Zucker/Stärkesehr niedrigniedrig
Rohfasersehr hochhoch–mittel
Eiweiß/Aminosäurenniedrighöher (für Erhalt/Muskulatur)
Akzeptanzmeist sehr gut; neutraler Geschmackgut; leicht nussig
Typische EinsätzeStruktur bei Leichtfuttrigen/EMS-Typen, Heuaufwertung, SättigungErhalt bei Arbeit, Senior:innen, Aufbauphasen (individuell dosieren)
Kombi-Tippmit Heu/Heucobs, melassefreien Rübenschnitzelnmit Rohfaserbasis + ggf. Öl

So entscheidest du in 20 Sekunden

  • Mehr Struktur / weniger „Hibbel-Energie“ nötig?Hanfschalen.
  • Etwas Eiweiß on top (z. B. leichte Arbeit/Senior) – ohne Kraftfutterdruck?Hanfschrot.
  • Beides sinnvoll? Starte 50:50 klein (nach KGW), steigere langsam und beobachte 2–4 Wochen.

Praxis-Check (Dosier-Orientierung je 100 kg KGW)

  • Hanfschalen: Start 20–40 g, Erhalt 50–80 g, Max 100 g.
  • Hanfschrot: Start 25–40 g, Erhalt 40–60 g, Max 80 g.
    (Langsam einschleichen, Wasser beachten, immer mit Rohfaser kombinieren.)

Tipp: Bei mäkeligen Pferden erst 1 TL untermengen (Heucobs/Mash melassefrei) und über 7–14 Tage auf Zielmenge steigern.

*Richtwerte je 100 kg Körpergewicht. Langsam steigern, Kombinationen/Medikation beachten; ggf. Tierärzt:in einbinden.
Wenn dein Pferd empfindlich reagiert: niedriger starten.

ProduktStart (g/ml/100 kg)ErhaltMaxHinweise
Heucobs (einweichen)50–100 g150–250 g300 gWasser 1:3–1:4; als Heuersatz/Ergänzung
Rübenschnitzel (melassefrei)20–40 g60–100 g120 gImmer quellen; Gesamt-NSC beachten
Hanfschalen20–40 g50–80 g100 g> 30 % Rohfaser, praktisch kein Zucker/Stärke; langsam einschleichen; mit Struktur kombinieren.
Hanfschrot (Faser+Eiweiß)25–40 g40–60 g80 gMit Wasser anfeuchten, Akzeptanz prüfen
Hanföl (kaltgepresst)5 ml10 ml15 mlAuf 2–3 Gaben verteilen; mit Rohfaser geben

Hinweis: Richtwerte sind kein Heilversprechen. Beobachte Fell, Kot/Kotwasser, Verhalten, Bewegung – und passe an.


Beobachtungsbogen: 4-Wochen-Tracking

Notiere kurz, was du siehst. Kleine Veränderungen sind wertvoll.

WocheFresszeitenKot/KotwasserVerhalten/NervenBewegungFell/GlanzNotizen
1
2
3
4

FAQ

Wie viel Heu ist „genug“?
Als Praxiswert werden oft 1,5–2,0 kg/100 kg KGW/Tag genannt. Passe das an Typ, Haltung, Arbeit und Ziel (Zu-/Abnahme) an.

Sind Rübenschnitzel okay?
Ja – melassefrei, gut eingeweicht, als Faserergänzung. Achte insgesamt auf niedrigen NSC.

Wozu Hanfschalen?
Sie liefern > 30 % Rohfaser bei praktisch null Zucker/Stärke, unterstützen die Darmmikrobiota und bieten „kühle“ Energie – ideal, um Struktur zu erhöhen.

Mein Pferd frisst Heucobs nicht – Alternativen?
Klein starten, lauwarmes Wasser, mit Struktur oder etwas Schrot mischen. Alternativ Hanfschalen bzw. melassefreie Rübenschnitzel testen.

Hilft Faser gegen Magensäure?
Mehr Kauen erzeugt Speichel, der Magensäure puffert. Fresspausen vermeiden – lieber öfter kleine Portionen Struktur.

EMS/Hufrehe – was beachten?
NSC niedrig, Faser priorisieren, Weidezeiten steuern, Gewicht managen. Bitte mit Tierärzt:in abstimmen.


Weiterlesen & interne Links

Wissen & Shop trennen: Ratgeber hier, Produkte bei Hanfland – das schafft Vertrauen.


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Hempy erklärt, Hanfland verkauft.


Autorin & Aktualisierung

Text: Gerda Steinfellner · Aktualisiert am: 10.10.2025.
Quelle: Ursprungsbeitrag „Füttere Faser für das Wohlbefinden deines Pferdes!“ vom 14.10.2024

Gerda Steinfellner ist Mitgründerin von Hanfland und beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt intensiv mit dem Anbau, der Verarbeitung und den ernährungsphysiologischen Vorteilen von Hanf. Durch ihre Arbeit im niederösterreichischen Hanfthal und den engen Austausch mit Landwirt:innen und Tierhalter:innen verbindet sie praktisches Wissen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ihre Beiträge basieren auf langjähriger Erfahrung, regionaler Hanfkompetenz und Stoffwechselphysiologie.

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