Pferdewissen

Kotwasser beim Pferd: Ursachen erkennen & sicher handeln

Kotwasser ist belastend – fürs Pferd und für dich. Die gute Nachricht: Mit einem klaren Plan bekommst du es oft schnell besser in den Griff. Dieser Ratgeber hilft dir, Ursachen einzuordnen und Schritt für Schritt vorzugehen. (Hinweis: ersetzt keine tierärztliche Abklärung.)

Autorin: Gerda Steinfellner | Datum: 2025-07-07

das Wichtigste in 3 Punkten

  • Erst stabilisieren: Mehr Strukturfaser (Heu, Heucobs), genug Wasser, keine schnellen Futterwechsel.
  • Ursache eingrenzen: Mit der Ursachen-Matrix starten, Beobachtungen notieren, pro Woche nur eine Maßnahme ändern.
  • Flohsamen gezielt bei Sandverdacht einsetzen – immer eingeweicht, kurweise (5–7 Tage). Bei Alarmzeichen Tierärzt:in rufen.

Was ist Kotwasser – und was nicht?

Typische Anzeichen: Vor oder nach dem Absetzen der Äpfel läuft wässrige Flüssigkeit ab und verschmutzt Schweif, Hinterhand und Fesselbeugen. Die Äpfel selbst sind meist geformt.

Abgrenzung:

  • Durchfall: ungeformter, breiiger bis flüssiger Kot – Alarmzeichen → Tierärzt:in.
  • Kolik Zeichen: Unruhe, Wälzen, Scharren, Blick zur Flanke, Appetitlosigkeit → sofort Tierärzt:in.
  • Nach dem Harnen: Manche Pferde lassen nach dem Urinieren etwas Flüssigkeit aus dem Darm – meist harmlos, beobachten.

Achtung: Fieber, Apathie, Blut im Kot, anhaltender Durchfall oder starke Schmerzen = Notfall.


Ursachen-Matrix: die häufigsten Auslöser auf einen Blick

Erste Hilfe: Das kannst du heute tun

  1. Ruhig bleiben & dokumentieren: Kotkonsistenz, Zeitpunkt (vor/nach Äppeln), Futter, Stressfaktoren notieren.
  2. Futter stabilisieren: Strukturfaser hochfahren (Heu, eingeweichte Heucobs), keine hastigen Wechsel, Kraftfutter reduzieren.
  3. Wasseraufnahme sichern: Frisches, nicht zu kaltes Wasser; bei Hitze/Training Elektrolyte erwägen.
  4. Sandverdacht? Starte eine Flohsamen-Kur (siehe unten) und sichere Fressplätze gegen Sand.
  5. Nur eine Änderung pro Woche: So erkennst du, was wirkt.

Hinweis: Hausmittel & wilde Ergänzungs-Mixe sind selten hilfreich. Weniger ist mehr: strukturiert testen.

Flohsamen richtig anwenden (Vertiefung)

Warum Flohsamen? Die Schleimstoffe binden Sand und feine Partikel im Darm und unterstützen deren Ausscheidung. Sinnvoll vor allem bei Sandaufnahme.

Qualität & Form: Ganze Samen oder Schalen – hygienisch, frisch, ohne Fremdpartikel. Immer eingeweicht verfüttern.

Zubereitung: Flohsamen mit reichlich Wasser anrühren und quellen lassen (ca. 20–30 Min.). Nur frisch anrühren; Näpfe/Tröge sauber halten.

Dauer & Rhythmus: In der Regel kurweise für 5–7 Tage, ggf. 1×/Monat in sandreicher Haltung. Individuell anpassen – beobachte dein Pferd.

Achtung (Kontraindikationen): Niemals trocken füttern. Bei geringer Trinklust, Verstopfungstendenz oder bestehenden Erkrankungen unbedingt Tierärzt:in einbeziehen.


Darm beruhigen & stabil halten

  • Struktur vor Stärke: Heu first. Stärke/Zucker im Krippenfutter reduzieren, keine großen Kraftfuttergaben.
  • Öl & Fasern clever kombinieren: Hanfschrot/-samen/-öl langsam einschleichen; Ölmenge mit Gesamtfett in der Ration abstimmen.
  • Mineralien & Salz: Basisbedarf decken; bei starkem Schwitzen an Elektrolyte denken.
  • Stress runter: Feste Routinen, genug Fressplätze, ruhige Futteraufnahme, genügend Raufutterzeiten.

In 4 Wochen zur Stabilität – Mini-Plan

  • Woche 1: Beobachten, Erstmaßnahmen starten, eine Stellschraube drehen.
  • Woche 2: Bei Sandverdacht Flohsamen-Kur; Termin für Zahncheck vereinbaren.
  • Woche 3: Rationscheck (Stärke/Zucker ↓), ggf. Heucobs/Mash ergänzen.
  • Woche 4: Feintuning, Rückblick: Was hat geholfen? Nächste Schritte festlegen.

Checklisten, Tabellen & Beobachtungsbogen

Checkliste Erstmaßnahmen

  • Heuqualität prüfen, Strukturfaser erhöhen
  • Wasser (lauwarm im Winter), Tränken sauber
  • Kraftfuttermenge reduzieren, keine hektischen Wechsel
  • Fressplätze gegen Sand sichern
  • Tägliche Notizen (Kot, Verhalten, Fütterung)

Dosiertabelle (Richtwerte*)

Richtwerte pro 100 kg Körpergewicht; langsam einschleichen; immer ausreichend Wasser. Individuell prüfen; Kombinationen/Medikation beachten; ggf. Tierärzt:in einbeziehen.

ProduktStart (ml/g/100 kg)ErhaltMaxHinweise
Flohsamen (ganz), eingeweicht10–20 g– (Kurweise 5–7 Tage)bis 30 gNur eingeweicht, frisches Wasser, kurweise; vor allem bei Sandverdacht
Hanföl5 ml10–15 ml20 mlLangsam einschleichen; mit Gesamtölmenge abstimmen
Hanfschrot50 g100–150 g200 gWasseraufnahme beachten; passend zu strukturreicher Ration

Beobachtungsbogen (4 Wochen)

Einfach ausdrucken oder digital führen.

WocheFellKot/KotwasserVerhalten/NervenBewegungNotizen
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FAQ: schnelle Antworten

1) Kotwasser oder Durchfall – woran erkenne ich den Unterschied?
Kotwasser: wässrige Flüssigkeit zusätzlich zu geformten Äppeln. Durchfall: ungeformter, breiiger bis flüssiger Kot. Bei Durchfall/Schmerzen → Tierärzt:in.

Mit „vor/nach Äppeln“ ist der Zeitpunkt des wässrigen Abgangs gemeint – im Verhältnis zum Absetzen der Pferdeäpfel (den geformten Kotballen):

  • Vor den Äppeln: Erst läuft Wasser, danach kommen die geformten Äpfel.
  • Nach den Äppeln: Zuerst kommen die Äpfel, anschließend läuft Wasser nach.
  • Nur Wasser, keine Äpfel: Das wäre kein typisches Kotwasser, sondern Richtung Durchfall → Tierärzt:in.

So beobachtest du’s sauber:

  1. 2–3 Kotabsetzungen am Stück anschauen.
  2. Notieren: vorher Wasser? nachher Wasser? keins?
  3. Spritzer an Schweif/Hinterhand verraten oft „nach den Äppeln“.
  4. Im Beobachtungsbogen „Zeitpunkt“ ankreuzen – hilft später bei der Ursachensuche.

Kurz: „Äppeln“ = Kot absetzen; „vor/nach Äppeln“ = Wasser unmittelbar davor oder danach.

2) Hilft Flohsamen immer?
Nein. Flohsamen sind vor allem sinnvoll, wenn Sand/Partikel eine Rolle spielen. Ohne Sandursache brauchst du einen Fütterungs-/Management-Check.

3) Wie schnell sehe ich Effekte?
Oft innerhalb weniger Tage erste Besserung, stabile Ergebnisse nach 2–4 Wochen mit konsequentem Management.

4) Kann Hanföl oder Hanfschrot bei Kotwasser helfen?
Als Teil eines Faser-/Öl-Konzepts ja – langsam einschleichen, Gesamtfett und Grundration beachten.

5) Wieviel Heu ist sinnvoll?
Ad libitum bzw. so, dass keine längeren Fresspausen entstehen. Qualität vor Menge – kein schimmliges oder stark verstaubtes Heu.

6) Braucht mein Pferd eine Wurmprobe oder Zahnkontrolle?
Bei unklarem Befund: ja, selektives Entwurmen per Kotprobe klären; Zähne mind. 1× jährlich prüfen lassen.

7) Im Herbst/Winter wird’s schlimmer – normal?
Kommt vor. Fellwechsel, nasses Gras und kaltes Wasser können triggern. Fütterung anpassen, Wasser temperieren, Ruhe reinbringen.

Letzte Aktualisierung: 2025-07-07 | Hinweis: Dieser Artikel enthält keine Heilversprechen und ersetzt nicht die tierärztliche Diagnose.


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Autor:in & Aktualisiert am

Text: Gerda Steinfellner · Aktualisiert am: 2025-10-10.

Gerda ist Gründerin, Tierliebhaberin und gute Seele bei der Hanfland GmbH.

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